SZ_2001_06_12_Ein Brand kam dem Abbruch zuvor

Schwäbische Zeitung:

Das Gebäude des Jugendforums Riedlingen brannte gestern lichterloh

RIEDLINGEN – Das Gebäude des Jugendforums an der Zwiefalter Straße in Riedlingen wurde am frühen Dienstag Morgen ein Raub der Flammen. Der Brand war kurz nach 5 Uhr entdeckt worden. Die Brandursache ist noch unbekannt, eine Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen. Der Kreisbrandmeister schätzt den Schaden auf 500 000 Mark.

Von unserem Redakteur Karl Werner Steim

Ein Nachbar hatte um 5.05 Uhr das gegenüber liegende Polizeirevier verständigt, als er starken, dunklen Rauch am Dachstuhl des Jufos und Flammen im ersten Obergeschoss entdeckte. Sofort wurde die Feuerwehr alarmiert. Die Stützpunktfeuerwehren von Riedlingen und Bad Buchau, die unter der Leitung von Kreisbrandmeister Bernhard Jennen mit etwa 50 Mann ein Einsatz waren, konnten das Gebäude nicht mehr retten. Wegen unzureichender Wasserverhältnisse legte die Buchauer Feuerwehr eine Löschwasserleitung von der Donau zum Brandplatz. Zu Aufräumungsarbeiten wurde später auch die Feuerwehr aus Neufra eingesetzt. Während Kreisbrandmeister Jennen den tatsächlichen Sachschaden mit 500 000 Mark bezifferte, gab die Polizei einen solchen mit nur 100 000 Mark an. Die Brandursache ist noch unbekannt, die Ermittlungen der Kriminalpolizei Biberach dauern an. Wer etwas zum Brand sagen kann, sollte sich an die Polizei wenden: Telefon 07371/93 80.

Schon heute wird nach einer Lösung gesucht, wie es mit dem Jugendforum weitergehen kann. Bürgermeister Hans Petermann hat die Verantwortlichen des Jugendforums noch an der Brandstelle zu einem Gespräch eingeladen, bei dem das weitere Vorgehen besprochen werden soll. Eingeladen sind auch die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen.

Ironie des Schicksals: Das Gebäude des Jugendforums, die ehemalige Sidtwirtschaft, sollte mittelfristig einer künftigen Bebauung im “Steinbruch“ weichen und abgebrochen werden.1972 hatte die Riedlinger Jugend bechlossen, ihren eigenen Verein zu gründen, und so entstand das Jugendforum Riedlingen e. V., das heute zu den ältesten selbstverwalteten Jugendhäusern in Baden-Württemberg gehört. Erstes Domizil war das ehemalige Gefängnis der Stadt, ein altes Backsteingebäude am Stadtgraben. Als Anfang der 90er-Jahre dessen Abriss beschlossen wurde, um dort zunächst einen Parkplatz und später die Seniorenwohnanlage mit Tiefgarage anzulegen, konnte das Jufo im Jahr 1991 die “ehemalige Stadtwirtschaft“, die seit 1985 leer stand, beziehen. Wie viel Geld und Arbeit die Mitglieder in ihr neues Anwesen steckten, lässt sich nicht abschätzen. Das Ergebnis jedoch konnte sich sehen lassen: Es gab einen Bandraum, einen Disco- Raum, einen “Black & White-Raum“, eine Küche und Toiletten. Das Jahr 1996 sollte das bisher schwärzeste in der Geschichte des Jufos werden. Der erste Sprecher kam auf die Idee, ein großes Open-Air-Konzert zu veranstalten. Als Hauptact wurde Manfred Man verpflichtet. Die Folge war ein Schuldenberg, der den Verein lange Zeit schwer belastete. 1998 rang man sich durch, einen Neuanfang zu starten. Ein neuer Vorstand wurde gewählt und wieder von vorne begon- nen. Am 31. Dezember 1998 konnten die Schulden auf der Bank getilgt werden. Die im Jahre 2000 gewählte neue Vorstandschaft stand inzwischen wieder vor der Sorge, ein neues Gebäude suchen zu müssen.

Ähnliche Beiträge